Sein Entwurf einer Wanderbühne für die Jubiläumsfeierlichkeiten ARAI500 wurde aus drei Wettbewerbsbeiträgen ausgewählt. Wir besuchten den Urheber der Ledi, den 32-jährigen Ueli Frischknecht, in seiner Werkstätte an der alten Speicherstrasse.
In der grossen Produktionshalle der Schreinerei Engler arbeitet Ueli Frischknecht an einer fast fertigen Küchenkombination. «Die ist aus Weisstanne und kommt in ein Ferienhaus nach Flims», erklärt er, «ein Auftrag eines befreundeten Architekten.» Meistens arbeite er hier allein, manchmal werde die Werkstätte von den Lehrlingen der Holzfachschule benutzt. Um sich ein wenig abzugrenzen, legte er auf einer Seite der Halle einen Holzboden und schuf sich mit Stellwänden einen kleinen privaten Raum. Wir setzen uns auf die wunderschönen und sehr bequemen Hocker mit anatomisch vertieften Sitzflächen und verzapften Beinen, ebenfalls eine Eigenkreation von Ueli Frischknecht. Und nachdem klargestellt wurde, dass die Wanderbühne nicht hier, sondern bei Holzbau Mettler in Schwellbrunn gefertigt wird, kann das Gespräch beginnen.
Wege und Umwege
Dass er in Teufen seine Arbeitsstätte habe, sei reiner Zufall. Auf der Suche nach einer Werkstatt habe er gehört, hier sei eine Schreinerei zu vermieten. Teufen habe er nur durchs Fenster des Postautos gekannt, auf Fahrten von Herisau an die Kanti Trogen. Heute wohnt er in St. Gallen. Es sei gut, nach einem einsamen Arbeitstag den Puls der Stadt zu spüren, findet er.
Architektur studieren, das war sein Ziel nach der Matura, und ab ging’s nach Mendrisio an Mario Bottas Uni. Mit vielen Vorstellungen und Ideen – und wie sich herausstellte – Illusionen.
«Das Studium entsprach überhaupt nicht dem, was ich mir vorgestellt hatte», erzählt er. «Im Entwurfsatelier war wenig eigener Antrieb gefragt und es galt vielmehr, den Idealen der Professoren zu entsprechen. Dieses Nacheifern und Kopieren interessierte mich nicht.» Nach einem halben Jahr brach er das Studium ab und bewarb sich um eine Praktikumsstelle beim berühmten Architekten Peter Zumthor. Er bekam den begehrten Platz. In einem kleinen Team durfte er an vielen Projekten mitarbeiten, wurde ein Profi im Modellbau und lernte interessante Menschen kennen, die wie er passionierte Sucher nach perfekten Gestaltungslösungen waren. Nach diesem Jahr entschloss er sich, in Klosters eine Lehre als Zimmermann zu absolvieren.
Schritt in die Selbständigkeit
Zu seinen ehemaligen Studienkollegen, die unterdessen selbständige Architekten waren und jenen aus der Zumthor-Zeit, behielt Ueli Frischknecht den Kontakt. Er wurde immer wieder angefragt, wenn es darum ging, Ideen zu entwickeln. Diese Aufträge sowie solche, die er von seinen Eltern erhielt, bildeten die Basis, um sich nach der Lehre selbständig zu machen. Zuerst in Chur, wo er drei Jahre lang tätig war. «Bis ich spürte, dass ich mich dort nie richtig heimisch fühlen würde,» sagt er. Also brach er seine Zelte ab und kehrte 2009 ins Appenzellerland zurück. Seine Arbeiten wurden beachtet, ob Modell für einen versenkbaren Gartentisch, einen Spielturm, eine Bühne oder einfach einen Stecktisch, für den er zusammen mit der Tischlerei Mohr, Andelsbuch den ersten Preis «Handwerk + Form» des Werkraums Bregenzerwald erhielt. 2009 bekam er einen Werkbeitrag der Ausserrhodischen Kulturstiftung.
Dass nun sein Entwurf einer Wanderbühne für das Jubiläum zur Ausführung kommt, freut ihn. Gespannt warte er auf den Moment, wenn der Ledi Leben eingehaucht würde mit vielen innovativen Projekten. In Zeitungsartikeln wird Ueli Frischknecht abwechslungsweise als Architekt, Gestalter und Schreiner/Zimmermann bezeichnet. Das lässt den Mann schmunzeln, denn was er nun genau sei, das wisse er selber nicht. Ein bisschen von allem wahrscheinlich. Und ganz gewiss ein Mensch mit freiem Geist, ein kreativer und innovativer Kopf-, Hand- und Netzwerker, von dem wir noch viel hören werden.