Woher stammt unser Wasser?

28.08.2019 | Timo Züst
Wasser

Teufen hat zwar eigene Quellen. Ein beträchtlicher Teil des Wassers stammt aber von anderorts. Foto: tiz

Timo Züst

An heissen Tagen schätzen wir es noch mehr als sonst – unser gutes Leitungswasser. Aber aus welchen Quellen trinken wir in Teufen eigentlich? Und wie viel unseres Wassers stammt von ausserhalb?

An der Wand hängt ein handelsüblicher Bildschirm. Er ist nicht besonders gross, vielleicht 40 Zoll. Eine bescheidene Installation in Anbetracht der Bedeutung dieser Station. Die Funktion des Bildschirms und der angeschlossenen Technik lässt sich bei genauerem Betrachten der kryptisch wirkenden Diagramme erahnen. Der wichtigste Hinweis: die Farbe Blau. Ein komplexes Netz blauer Linien durchzieht den ganzen Schirm, verbindet Zonen, Reservoirs, Quellen, Pumpwerke und Gemeinden. «Das hier ist unsere Führungswarte. Von hier lässt sich die gesamte Teufner Wasserversorgung steuern», erklärt Thomas Oehri, Leiter der Wasserversorgung. Ein Blick auf die Warte sagt ihm, wie viel Wasser gerade zur Verfügung steht und ob das System reibungslos funktioniert. Aber die grafische Darstellung eignet sich auch hervorragend als Erklärungshilfe. Thomas Oehri kann daran aufzeigen, woher unser Wasser kommt und warum wir dafür auch auf unsere Nachbarn angewiesen sind.

Keine Selbstversorger

Im Schnitt gibt die Wasserversorgung pro Tag 170 Liter Wasser pro Einwohner ab. Im Jahr 2018 ergab das pro Tag eine Gesamtmenge von 1059 m3 – oder 386’535 m3 für das ganze Jahr. Das sind über 383 Millionen Liter Wasser. Eine gewaltige Menge. Aber auch diese grosse Zahl lässt sich rasch relativieren. Beispielsweise mit dem Inhalt des Bodensees. Dieser speichert nämlich rund 48 km3 Wasser. Das sind 48 Billionen Liter Wasser. Oder rund 124’180 Mal so viel, wie Teufen 2018 verbraucht hat. Der Bodensee ist zwar ein ganzes Stück vom Teufner Dorfbrunnen entfernt. Für die Wasserversorgung spielt er aber trotzdem eine entscheidende Rolle. «Wir sind Teil von zwei regionalen Wasserverbünden: der Regionalen Wasserversorgung St. Gallen und der Regionalen Wasserversorgung Appenzeller Mittelland», erklärt Thomas Oehri. Die wichtigste Wasserquelle auf St. Galler Seite ist das Seewasserwerk in Frasnacht. Mit anderen Worten: Von St. Gallen fliesst Bodensee-Wasser in unser System. Das Wasser, das von Appenzell über Bühler in die Teufner Wasserversorgung eingespeist wird, stammt aus dem Alpstein oder aus den ertragsreichen Quellen im Bühler. Aber wie wichtig sind diese zwei Verbindungen? «Die sind essenziell. Im trockenen 2018 bezogen wir sogar über 50 Prozent unseres Wassers von diesen Partnern», so Oehri. Aber: Teufen hat auch eigenes Wasser. Und wer am richtigen Ort wohnt, hat mehr davon als andere.

Rund 60 Quellen

Grob gesagt bewirtschaftet die Teufner Wasserversorgung zwei Quellgebiete. Eines im Osten Richtung Speicher und eines im Westen bei Hauteten und Battenhaus. In beiden Bereichen befinden sich je rund 30 Quellen. Gemeinsam decken sie in guten Jahren über 60 Prozent des Wasserbedarfs der ganzen Gemeinde. Das war beispielsweise im Jahr 2017 der Fall, damals lieferten sie 61 Prozent. «In trockenen Jahren wie im 2018 sieht die Situation anders aus. Einerseits geben wir dann mehr Wasser ab und andererseits liefern die Quellen dann auch weniger», erklärt Thomas Oehri. Die Lösung: Es wird mehr Wasser von den Partnern in St. Gallen, Bühler und Appenzell zugekauft. «Auf eine gewisse Art sind wir deshalb natürlich abhängig von unserer Mitgliedschaft in diesen Verbünden. Aber wir haben das Glück, zwei vollwertige Partner zu haben.» Das bedeutet: Würde die Wasserzufuhr von einer Seite aus unerwarteten Gründen unterbrochen, könnte die andere die nötige Menge ersetzen. «Das ist eine sehr komfortable Situation.» Aber wie setzt sich nun das Wasser zusammen, das aus Teufner Hähnen fliesst? Ganz genau lässt sich das nicht sagen. Denn das Wasser aus den verschiedenen Quellen durchläuft – je nach Wohnort – diverse Reservoirs und Pumpwerke bevor es in einem Trinkglas landet. Was Oehri aber weiss: Im Jahr 2018 bezog Teufen 11 Prozent seines Wassers aus Bühler, 16 Prozent aus Appenzell (RWAM) und 23 Prozent aus St. Gallen (RWSG). Der Rest stammte aus den eigenen Quellen. Übrigens: Eine kleine Ausnahme gibt es. Wer in Niederteufen oder der Lustmühle wohnt, kann sich ziemlich sicher sein, dass nahezu reines Teufner Wasser aus dem Hahn sprudelt. «Die Quellen dort liegen tiefer als die im Westen und liefern eine kontinuierliche Menge sauberes, fast sedimentfreies Wasser», so Thomas Oehri. Das bedeutet für die Wasserversorgung: Hier muss weniger intensiv gefiltert werden als im Osten. Die «Wasser-Autonomie» dieses Gebiets zeigt sich aber auch auf der «Härtekarte». Sie verzeichnet den Kalkanteil im Wasser in den einzelnen Wasser-Zonen der Gemeinde. Mit Abstand am höchsten ist er hier in Niederteufen und der Lustmühle. Auch das liegt an den Quellen: «Sie fördern teilweise sehr kalkhaltiges Wasser.»

Thomas Oehri, Leiter der Wasserversorgung, vor dem Bildschirm der zentralen Führungswarte. Foto: tiz

Kein allzu trockenes Jahr

Mehr als die Hälfte des aktuellen Jahres ist bereits vorbei. Und damit auch die entscheidende Zeit für die Bilanz der Wasserversorgung – der Sommer. «In der heissen Zeit geben wir natürlich deutlich mehr Wasser ab. Denken Sie nur an die vielen Rasensprenger. Das merken wir natürlich», so Thomas Oehri. Aber auch wenn der Verbrauch auch heuer wieder hoch war, rechnet er doch damit, dass die Quellen dieses Jahr wieder über die Hälfte der Gesamtmenge abdecken können. «Es war zwar heiss, hat aber auch immer wieder geregnet. Das macht einen grossen Unterschied.»

Keine Pestizide

In den vergangenen Monaten war in der nationalen Presse mehrmals von Pestizid-Rückständen im Trinkwasser zu lesen. Eine Substanz wird dabei besonders häufig erwähnt: das Pilzbekämpfungsmittel Chlorothalonil. Es wird als Mittel gegen Fäulnis im Getreideanbau verwendet. Auf Schweizer Feldern werden jährlich 30 Tonnen dieses Pestizids versprüht. Im Flachland – insbesondere in Gebieten, in denen intensiv Ackerbau betrieben wird – wurden Rückstände des Mittels im Trinkwasser gefunden. Es soll deshalb nun verboten werden. Das Teufner Trinkwasser kann aber weiterhin ohne Bedenken genossen werden. Test des Lebensmittelinspektorats haben ergeben, dass die Grenzwerte für Pestizidrückstände im Wasser weder in Ausser- noch in Innerrhoden auch nur annährend erreicht werden.

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