Der «anKlang»-Gottesdienst zum 1. Advent wird vom «SRF» in TV und Radio übertragen. Eine Ehre für die Reformierte Kirche – aber auch ein grosser Mehraufwand. Wie minuziös die Planung eines solchen Fernseh-Auftritts ist, zeigt sich bei der zweitletzten Probe am Mittwochabend.
«Vermutlich besser, wenn ich mit der Predigt erst anfange, wenn sie sitzen, oder?» Pfarrerin Andrea Anker steht auf der Kanzel. Ihre Frage richtet sich an Andrea Aebi. Eigentlich braucht die erfahrene Predigerin keine Hilfe bei der Vorbereitung eines «anKlang»-Gottesdienstes. Aber die Ausgabe des kommenden Sonntags ist speziell. Denn an diesem 1. Advent sehen und hören noch deutlich mehr Menschen zu als im grosszügigen Kirchenschiff der Grubenmann-Kirche Platz finden. «Das wäre auf jeden Fall besser. Und Kids, ihr kriegt es bestimmt hin, noch etwas leiser abzusitzen, nicht?» Theologin Andrea Aebi arbeitet als «Projektleiterin Radio und Fernsehen» bei der nationalen Organisation «Reformierte Medien». Sie ist die richtige Person für das Vorbereiten einer «SRF»-Übertragung. So eine soll hier nach dem Bettagsgottesdienst im Jahr 2020 am Sonntag bereits zum zweiten Mal stattfinden. Und dafür müssen Sprechende, Musizierende, Helfende und der Kinderchor ganz genau wissen, was sie wann zu tun haben. «Am Samstag ist dann die grosse Hauptprobe mit dem ‘SRF’. Aber dann wird es vor allem um technische Details gehen und die Liturgie sollten schon sitzen», erklärt Andrea Anker.
Orgel und Gesang
Es ist das wohl kürzeste «Unser Vater», das hier je vorgetragen wurde. Andrea Anker spricht vielleicht drei Zeilen des Gebets. Das macht Sinn, denn nicht das Sprechen, sondern die Übergänge müssen geübt werden. «Du kannst dann gleich mit dem Zwischenspiel anfangen, Andrea.» Noch sitzt Andrea Manke an der Orgel auf der Empore. Für das Schlusslied muss sie dann an dem Flügel neben dem Altar Platz nehmen. «Wie schnell schaffst du es hier runter? Du kannst natürlich auch schon während Andreas Predigt Platz nehmen. Ich frage dann die Kameraleute, ob du nicht im Bild bist.» Das Team verlässt sich auf die Anweisungen der Fachfrau von den «Reformierten Medien». Und ist erstaunt, was für ein geschultes Auge sie für die Details hat: «Hebst du die Arme als Signal fürs Aufstehen nach oder vor der Ankündigung der Fürbitten?» Andrea Anker überlegt, testet beide Varianten, runzelt die Stirn, testet nochmal. «Nachher fühlt sich natürlich an. Wäre das ein Problem wegen der Geräusche?» Nach einigen weiteren Versuchen ist man sich einig: Natürlichkeit ist wichtiger.
Grosser Aufwand, grosser Lohn
Die gut 40 Kinder und Jugendlichen unter der Leitung von Hiroko Haag beweisen an diesem Mittwochabend Geduld. Und Gesangstalent. Sie sind am Sonntag für den «Klang»-Teil des Gottesdienstes verantwortlich. Geübt haben sie schon fleissig. «Sie klingen herrlich. Und ich ziehe den Hut vor Hiroko Haag. Diese unterschiedlichen Stimmen von Kindern und Jugendlichen einer so grossen Altersbreite so schön zum Klingen zu bringen, ist eine Riesenleistung», sagt Martin Bollhalder. Er wird am Sonntag auch vor die Kamera treten und mit Andrea Anker die Liturgie gestalten. Für ihn ist es in zweifacher Hinsicht eine Premiere: Er spricht zum ersten Mal am Abendmahlstisch – und das gleich im nationalen Fernsehen. «Nervös? Ich? Ach was.» Sein Schmunzeln entlarvt die nonchalante Antwort als Ironie. Und nicht nur er ist gespannt auf den kommenden Sonntag. «Für uns alle ist so ein TV- und Radio-Auftritt ein riesiger Mehraufwand. Trotzdem mussten wir – als wir vor etwa einem Jahr angefragt wurden – nicht lange überlegen und haben sofort zugesagt. Es ist einfach toll, dass dank SRF viele tausend Menschen aus der ganzen Schweiz am 1. Advent in unserer schönen Kirche zu Gast sein dürfen», sagt Andrea Anker. Sie hätte noch mehr zu sagen. Aber die Pause ist vorbei. Und es gilt noch einige Übergänge zu üben. tiz
Hinweis: Der Teufner «anKlang»-Gottesdienst vom 3. Dez. wird um 10 Uhr auf SRF 1 und Radio SRF 2 Kultur und der Musikwelle ausgestrahlt.