Nach Cook-Pleite: "Wer braucht Hilfe?"

18.10.2019 | Timo Züst
Michael_Mettler
Michael Mettler ist seit vier Jahren Geschäftsführer von Helbling Reisen. Foto: zVg Die Pleite des globalen Reise-Konzerns Thomas Cook hat die Branche aufgewirbelt. Viele Reisebüros haben mit den Folgen der Insolvenz zu kämpfen. Die TP hat bei Michael Mettler, Geschäftsführer von Helbling Reisen, nachgefragt, was für Folgen die Insolvenz für seine Kunden hatte. Herr Mettler, Können Sie sich erinnern, wann und wo Sie von der Pleite von Thomas Cook erfahren haben? Bereits beim Wechsel der Konzernleitung vor ca. vier Jahren wurde kommuniziert, dass Thomas Cook schon bessere Zeiten hinter sich hat. Dann erinnere ich mich an ein Telefongespräch mit einem unserer Partner in Südafrika. Er meinte, dass es mit Thomas Cook wohl nicht mehr lange so weitergehen könne. Eine Woche später haben wir aus den Medien erfahren, dass Thomas Cook England Insolvenz beantragt hat. Was war Ihr erster Gedanke? Wieviel Kunden von Helbling Reisen sind bei Thomas Cook gebucht? Wer ist im Moment unterwegs und braucht sofort Hilfe. Thomas Cook ist einer der grossen Namen in der Reisebranche. Können Sie kurz beschreiben, wie wichtig er für Ihre Branche ist? Thomas Cook ist für den Schweizer Markt nicht wichtig. Die sehr attraktiven Preise und die exklusiv zu Thomas Cook gehörende Hotelkette «Casa Cook» waren der Grund, warum Helbling Reisen ab und zu eine Buchung bei der Schweizer Niederlassung von Thomas Cook platzierte. Wie sehen die Beziehungen zwischen Helbling Reisen und Thomas Cook aus? Helbling Reisen hat einen Zusammenarbeitsvertrag mit Thomas Cook mit einem LSV-Abkommen unterschrieben. Das garantierte uns den Zugang zu den besten Vertragspreisen. Können Sie eine Aussage dazu machen, wie viele Ihrer Reisen über Thomas Cook laufen? Weniger als ein halbes Prozent. Teufen hatte eine Buchung. Gossau zwei. Was waren Ihre ersten Schritte, nachdem Sie von der Pleite erfahren haben? Wir haben geschaut, welche pendenten Buchungen wir haben und welche Kunden zum Zeitpunkt der Pleite mit Thomas Cook unterwegs waren. Fazit: Helbling Reisen Teufen hatte eine laufende Buchung mit Abreise im Oktober. Diese haben wir sofort umgebucht. Die Annullationskosten trägt Helbling Reisen zu 100 Prozent. Zwei weitere Buchungen in Gossau mit Abreise im neuen Jahr haben wir storniert und den LSV gestoppt. Auch hier haben wir für die Kunden sehr gut Alternativen gefunden. Wer kam für die Kosten auf? Wichtig ist: wer seine Thomas Cook-Reise in einem Reisebüro gebucht hat, der ist komplett aus dem Scheider. Helbling Reisen kommt für sämtliche Aufwendungen auf. Mittlerweile ist seit der Hiobsbotschaft etwas Zeit ins Land gegangen. Spielt die Pleite in Ihrem Tagesgeschäft noch eine Rolle? Nein, der Fall ist für uns abgeschlossen. Können Sie in ungefähr beziffern, was Sie die Pleite von Thomas Cook gekostet hat? Viel Ärger, Gratis-Arbeit und Unkosten von rund 2000 Franken. Thomas Cook war ein globaler Arbeitgeber. Tausende Mitarbeitende haben ihren Job verloren oder könnten ihn noch verlieren. Glauben Sie, dass diese eine Chance haben, in der Branche noch einmal Arbeit zu finden? Der Thomas Cook Konzern war ja vielschichtig aufgestellt. Einzelne Ländergesellschaften könnten in andere grosse Konzerne (z.B. TUI) integriert werden. Gute Mitarbeiter finden bei den Mitbewerbern bestimmt auch wieder einen Job. Das riesige Volumen muss ja von den Mitbewerbern kompensiert werden. Aber der Schaden für die Branche und bestimmt ganz viele Mitarbeitende bleibt natürlich sehr gross. Die Pleite von Thomas Cook kam überraschend. Für Sie auch? Können Sie sich erklären, wie das passieren konnte? Eine hohe Verschuldung und eine sehr hinkende Nachfrage auf dem englischen Markt (Brexit-Angst) haben Thomas Cook das Genick gebrochen. Hier ein Lese-Tipp:
Peter Fankhauser muss Red und Antwort stehen
Vielleicht noch ein Wort zur Zukunft der Reisebranche? Wird es in zehn Jahren noch klassische Reisebüros geben? Das Image der Reisebranche hat mit der Thomas Cook Pleite natürlich gelitten. Gleichzeitig konnten sich Reisebüros, welche Thomas Cook Reisen vermittelten durch das Schadloshalten der Kunden profilieren. Ja, ich bin überzeugt, dass es auch künftig noch Reisebüros geben wird. Entscheiden für den Erfolg sind: Die unternehmerisch denkenden Mitarbeiter, deren Wissen und Sozialkompetenz, effiziente Strukturen, optimierte Einkaufspolitik. tiz

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