«Hier wird nicht schlechter gestorben als anderswo»

20.04.2013 | Erich Gmünder
peter winzeler tuefner chopf (2)(1)

peter winzeler tuefner chopf (2)(1)Erich Gmünder

Eigentlich hätte er nach der Pensionierung noch in Teilzeit als Arzt weiter arbeiten können, dann kam die Anfrage des Forums Palliative Care Teufen. Seit einem halben Jahr ist Peter Winzeler im Ehrenamt Präsident des neugegründeten Vereins – und hat damit wieder einen Teilzeitjob, allerdings unbezahlt.

Peter Winzelers berufliche Karriere hat manche überraschende Wendung. Nach der Lehre als Elektromechaniker fand der «Spätzünder» plötzlich Gefallen am Studieren und absolvierte nach der Zweitweg-Matura (wo er seiner künftigen Frau begegnete) ein Medizinstudium. Statt einer Karriere im Fachgebiet Chirurgie wandte er sich nicht zuletzt aus familiären Gründen der Allgemeinmedizin zu und zog mit seiner jungen Familie ins Appenzellerland, wo er 1982 in der Nachbargemeinde Stein eine Dorfpraxis eröffnete.

Schon damals kam er mit der Medizinaltechnik in Kontakt. Er unterstützte ein St.Galler Unternehmen als medizinischer Berater bei der Entwicklung eines Venenkatheters. Die Herausforderung lockte ihn. Er verkaufte die Praxis und heuerte bei internationalen Unternehmen der Medizintechnikbranche an, wo er bald im Projektmanagement und Marketingbereich tätig war.

«Hier erschlossen sich mir völlig neue Welten», schmunzelt er im Rückblick. Bald bereiste er für seine Auftraggeber viele Länder der Welt, mit Ausnahme Amerikas. Seine Hauptaufgabe: Ärzte in der Anwendung von Hightech- Produkten – von Gelenksprothesen, Herzkathetern, Stents bis zu Herzschrittmachern zu beraten.

Dabei wurde seine Kernkompetenz entdeckt, nämlich hochkomplexe Zusammenhänge einfach und verständlich darzustellen. Bald schrieb er nicht nur anschauliche Produktbeschreibungen, sondern dicke Handbücher für den Praxiseinsatz.

In der Medizinaltechnik war er aber auch den rauen Winden ausgesetzt, die in diesem milliardenschweren Business wehen, und erlebte manche Berg- und Talfahrt. So packte er 2001 die Chance, aus dem Karussell auszusteigen, und übernahm eine Stelle im Regionalen Ärztlichen Dienst der IV-Stellen St.Gallen und Herisau.

Hier entwickelte er neue Modelle mit dem Ziel, Betroffene wieder ins Berufsleben zu integrieren, und führte Schulungen für Ärzte und Fachpersonal durch. Die Rahmenbedingungen empfand er aber zunehmend als einengend. 2009, im Hinblick auf seine Pensionierung, zog er mit seiner Frau von Stein in eine Eigentumswohnung in Teufen.

Die Anfrage für das Präsidium des neuen Vereins kam gerade rechtzeitig. Seine Jahre in der Privatwirtschaft haben Spuren hinterlassen. Sehr schnell analysierte der leidenschaftliche Systematiker die Situation in Teufen: «Hier wird nicht schlechter gestorben als anderswo. Aber das Angebot könnte noch verfeinert werden».

Viel Zeit investiert er zusammen mit dem hochmotivierten Vorstand in den Aufbau tragfähiger Strukturen und die optimale Vernetzung der Fachgruppen Hausärzte, Pflege, Hospizdienst, Seelsorge und Sozialberatung. Ebenso wichtig ist die finanzielle Absicherung der Dienstleistungen des Forums mit Hilfe der Gemeinde, Sponsoren und Stiftungen.

Alle Aktivitäten haben das Ziel, Palliative Care, die Betreuung und Unterstützung am Lebensende für Betroffene und Angehörige in Teufen auf einem hohen Stand zu ermöglichen. Eine weitere Hauptaufgabe des neuen Vereins ist, Palliative Care in der Bevölkerung besser zu verankern und das Wissen darüber zu fördern.

«Es ist wichtig, sich frühzeitig mit Fragen des Lebensendes auseinander zu setzen und für sich zu klären, wie man diese Phase mit Angehörigen gestalten will.» Ihm schwebt vor, dass der Verein diesbezüglich eine beratende Funktion übernehmen könnte.

Er selber erhält immer wieder mal berührende Anrufe von Angehörigen, die mit ihm über ihre Erfahrungen reden oder sich mit ihm austauschen wollen, wie das Angebot in Teufen verbessert werden könnte. Solche Erfahrungen auswerten und Prozesse optimieren, das sieht er als eine seiner Aufgaben als neuer Präsident.

Peter Winzeler

Geboren: 28.11.1947 in Zürich

Heimatort: Zürich

In Teufen seit: 2009

Familie: verheiratet mit Lucette, zwei Kinder (zwischen 35- und 40-jährig)

Erlernter Beruf: Elektromechaniker, Eidg. Staatsexamen Medizin, Dr. med.

Heute tätig als: Pensioniert

Lieblingsessen: von Chäschnöpfli bis Mehrgang-Menü

Lieblingsgetränk: Mineral, Tee, Wein

Musikvorlieben: von Klassisch bis zu experimenteller Appenzeller Musik

Lektüre: Krimis und Fachliteratur, zurzeit Adler Olsen: Erbarmen; Pim van Lommel: Endloses Bewusstsein und Daniel Kahnemann: Schnelles Denken, Langsames Denken

Hobbys: Wandern, Reisen, Fotografie

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