Timo Züst
Es ist eine grosse Zahl: Am 9. Februar stimmt Teufen über einen Baukredit von 24,39 Mio. Franken ab. Mit diesem Geld soll das neue Sekundarschulhaus gebaut werden. Warum es das braucht und wie es aussehen soll, wurde am 22. Januar im Lindensaal besprochen.
Beat Loosli hebt die Hände und faltet die Fingerspitzen ineinander. «Stellen Sie sich vor, jeder Finger wäre eines der Oberlichter. So können Sie sich den Aufbau des Gebäudes in etwa vorstellen.» Dieses vereinfachte aber anschauliche Bild zeichnete der Architekt an der Orientierungsversammlung über den Baukredit für das neue Sekundarschulhaus am 22. Januar. Und es könnte schon fast stellvertretend für das gesamte Projekt stehen: Ein Gebäude, bei dem der Fokus auf Funktionalität und Pragmatismus statt Extravaganz gelegt wurde. Genauso logisch war auch die Informationsveranstaltung aufgebaut.
Das Problem
«Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir steigende Schülerzahlen haben. Ein eindeutiges Zeichen für eine dynamische und prosperierende Gemeinde.» Auf die Begrüssung des Gemeindepräsidenten Reto Altherr folgte schon bald der Problembeschrieb von Thomas Brocker. Er äusserte sich sowohl als Mitglied der Schulkommission als auch der Arbeitsgruppe Planung Sekundarschulhaus zur Schulraumplanung. «Die Berechnungsmodelle zeigen auf, dass wir längerfristig mit rund 700 Schülerinnen und Schülern rechnen müssen. Auf Sekundarstufe mit 200 bis 220.» Diese Jugendlichen brauchen Platz. Platz, der heute fehlt. Allein im «neuen» Hörli mangelt es mittelfristig an 450 Quadratmetern. Längerfristig bräuchte es sogar fast 1000 Quadratmeter mehr. Aber das ist nicht der einzige «Hotspot» der Schulraumplanung. Genauer: «Wir haben sechs festgelegt: Niederteufen – hier wird bereits gebaut, das Landhaus, die Kindergärten allgemein, das Hörli, das Schulhaus Dorf – die Situation dort ist wirklich unbefriedigend – und der Bau des Sekundarschulhauses. Dieser Neubau wäre der nötige Befreiungsschlag.» Denn dieses zusätzliche Schulhaus würde durch den Umzug der Sek viel Raum bzw. Manövriermasse zur Entschärfung der anderen Schulraumknappheiten bieten. Auch nicht zu unterschätzen: Die jetzige Situation im «neuen» Hörli. «Das Schulhaus ist nicht auf die heutigen Unterrichtsmodelle ausgelegt und schlicht zu klein. Deshalb muss die Lehrerschaft kreativ werden. Das führt zu suboptimalen Situationen. Teilweise bekommen wir auch Probleme mit Brandschutzvorschriften.»
Die Lösung
Den visuellsten Teil des Abends übernahm der Architekt: Beat Loosli von «raumfindung architekten» in Rapperswil. Sein Team hatte den Wettbewerb im 2018 gewonnen. Seither wurde das «Schuelhöckli» in Zusammenarbeit mit der 14-köpfigen Arbeitsgruppe Sekundarschulhaus auf Stufe Vorprojekt gebracht. «In dieser Zeit wurden vielen Anpassungen vorgenommen. Im Vordergrund stand dabei die eigentliche Funktion des Gebäudes – nämlich die eines Schulhauses.» Der Fokus lag dabei insbesondere auf dem modernen Unterrichtsmodell mit Stamm- und Niveauklassen. «Das Appenzellerland schneidet in pädagogischen Studien immer wieder gut ab. Sicher auch wegen dieses Systems», so Loosli. Aber: Will man diesen Unterrichtsstil pflegen, muss das Schulhaus das auch leisten können. Der dafür gewählte Lösungsansatz sind sogenannte «Lerncluster». Sie bestehen aus einem Klassenzimmer, einem Gruppenraum und einer Begegnungszone. Diese Bereiche sind miteinander verbunden, lassen sich aber auch räumlich trennen. So sollen für das aktuelle Modell ideale Voraussetzungen geschaffen und zukünftige Anpassungen ermöglicht werden.
Beat Loosli kam auch auf die Nähe des Neubaus zum Kunstrasen- bzw. Sportplatz und dem Haus Lindenhügel zu sprechen. Die erhöhte Lage des Gebäudes und der direkte Anschluss an den Fussballplatz sollen für eine Abstufung genutzt werden. «So schaffen wir gleichzeitig einen Pausenraum für die Lernenden und eine Tribüne für Sportanlässe.» Auch die Nachbarschaft zum Haus Lindenhügel sieht Loosli als Chance. Einerseits könne während des Baus gleichzeitig ein erweitertes, behindertengerechtes Wegnetz geschaffen werden. Und andererseits «finde ich den Gedanken spannend, dass sich hier verschiedene Altersstufen begegnen können.»
Die virtuelle Tour
Die Fakten
«Nach diesen schönen Bildern muss ich Sie jetzt leider in die Realität zurückholen.» Als Ressortleiterin Bau kam Gemeinderätin und Vizepräsidentin Pascale Sigg-Bischof die Aufgabe zu, die Kosten des Projekts zu erläutern. Teufen stimmt am 9. Februar über einen Baukredit von 24,39 Mio. Franken ab. Die Differenz zu den vor Jahren angetönten 20 Mio. Franken ist einerseits mit dem grösseren Volumen zu erklären. «Aufgrund der steigenden Schülerzahlen planen wir zwölf und nicht neun Klassenzimmer. Das ist längerfristig sinnvoller.» Auch ein Kostenfaktor ist die gewählte Bauweise. Denn ein Holzbau kommt rund 10 Prozent teuer. Aber: Er ist nachhaltiger und hat bei der Bauzeit Vorteile, da die Holzelemente vorproduziert werden können. Im Idealfall wäre das Schulhaus bereits im Sommer 2023 bezugsbereit. Aber in der Summe von 24,39 Mio. Franken sind noch andere Elemente enthalten. Das Gebäude inkl. Vorbereitung, Umgebung, Nebenkosten und Ausstattung kostet nämlich «nur» 22,5 Mio. Franken. Dazu kommen drei weitere Teilprojekte: Die Möblierung (790’000), der Übergang zum Sportplatz (500’000) und die Photovoltaik-Anlage (600’000). «Wir wollten so transparent wie möglich sein und nicht mit einer ‘Scheibchen-Taktik’ arbeiten», so Pascale Sigg-Bischof. Deshalb habe die Arbeitsgruppe entschieden, den Gesamtbetrag zur Abstimmung zu bringen. «Und ich hoffe wirklich sehr, sehr fest auf ein Ja am 9. Februar. Wir brauchen diesen Schulraum dringend und das ist ein gelungenes, pragmatisches und nicht vergoldetes Projekt.»
Weiter Hintergründe im Interview mit Pascale Sigg-Bischoff.
Die Schneeräumung
Im Vorfeld der Infoveranstaltung hatte eine Abstimmungsempfehlung des FC-Vorstands für Diskussionen gesorgt. Er hatte zu einem «Nein» geraten. Der Grund war die Befürchtung, der Schnee könne in Zukunft nicht mehr gleich effizient geräumt werden. Im Verlauf des heutigen Tags zog der Vorstand diese Empfehlung aber zurück. Mehr dazu lesen Sie hier. Am Ende der Versammlung äusserte sich Gemeindepräsident Reto Altherr auch noch zur Kommunikation mit dem FC-Vorstand. Er liess durchblicken, dass diese teilweise herausfordernd war. Und sagte auch: «Natürlich wollen wir unsere Vereine bestmöglich unterstützen. Wir leben aber auch auf 850 Meter. Da kann es ab und zu einfach zu grossem Schneefall kommen. Wir können schlicht nicht garantieren, dass 365 Tage im Jahr gespielt bzw. trainiert werden kann. Ich bin deshalb froh um die Einsicht des FC-Vorstands.»