Erich Gmünder
Mit einem riesigen Kran liessen sich am 11. Juni 2012 ein Spengler und ein Metallrestaurator auf Augenhöhe mit der Kirchturmspitze hieven – 65 Meter über dem Boden. Dort stellten sie fest, dass Kugel und Wetterfahne bei einem Blitzschlag anfangs Jahr Schaden genommen hatten und zum Teil verkohlt waren. Kugel und Wetterfahne wurden demontiert und nach luftiger Fahrt am Boden auseinander genommen.
In der Kugel mit einem Durchmesser von 57 Zentimetern fanden die beiden zwei verschlossene Metallbehälter. Der ältere ist aus verzinktem Eisenblech und mit den Jahrzahlen 1920, 1956 und 1983 beschriftet, zum Teil in Gravur. Der andere ist aus Kupfer und trägt die Jahrzahl 1983. Beide sind zugeschweisst.
Solche Behältnisse dienen seit eh und je dazu, der Nachwelt historische Dokumente zu hinterlassen.
1983 letzte Besteigung
Zudem war eine einfache Kartonröhre enthalten. Diese wurde offenbar von den beteiligten Handwerkern anlässlich der letzten Reparaturarbeiten 1983 bestückt, um sich der Nachwelt ebenfalls bemerkbar zu machen. Ihre Handwerkskollegen von heute erbrachen sie nun.
Zum Vorschein kamen eine alte Zwanzigernote und eine leere Zigarettenpackung der Marke Parisienne (von 1956). Was es damit für eine Bewandtnis hat, erklärt ein witziger Brief, den der Teufner Holzbaufachmann Paul Grunder hinterlegt hat (hier geht’s direkt zum Brief).
Alle drei Behälter sind nun beim Sigristen Werner Wieser in Gewahrsam, bis sie nach Abschluss der Reparatur wieder in die Kugel verpackt werden und auf 65 Metern Höhe auf die nächste Aktion warten.
Aussergewöhnlicher Blitzschlag mitten im Winter
Die Schäden entstanden nach Angaben von Barbara Meier vom Bauamt beim Blitzschlag am 5. Januar 2012 um 16.50 Uhr, als das Sturmtief Andrea mit Blitz, Donner und Schnee über Teufen hinwegfegte und die Kirchturmuhr vorübergehend stilllegte.
Waghalsige Besteigung im Jahr 1956
Vom letzten Einsatz 1983 existieren offenbar keine Fotos. Spektakulär war jedoch die Besteigung des Kirchturmes 1956. Kräne mit einem Ausleger, wie sie die Teufner Grubenmannkirche erforderlich machen, gab es damals noch nicht. Der Turm musste ohne fremde Hilfe erklommen werden.
Die Arbeiter benutzten dazu einen Ausstieg an jener Stelle, wo der Turm sich derart verjüngt, dass er innen nicht mehr begehbar ist.
Dort zwängten sie sich durch eine enge Luke ins Freie und kletterten anschliessend auf schmalen Leitern, die sie hochzogen und am Turm befestigten, bis hinauf zur Spitze. Fotos aus jener Zeit lassen einem heute noch das Blut in den Adern gefrieren…
6/2012 TÜÜFNER POSCHT