Das Erbe des Lesezirkels

15.02.2023 | Timo Züst
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Die «NeujahrsTat» mit Foto-Künstler Martin Benz fand am 180. Geburtstag der Lesegesellschaft statt. Foto: Sepp Zurmühle Die Lesegesellschaft Teufen existiert seit 1843. Mit ihrem ursprünglichen Gründungszweck hat sie allerdings nichts mehr gemein – weder Lektüre noch Politik stehen im Vordergrund. Auch die Bibliothek ist ihr nun nicht mehr angegliedert. Stattdessen fördert die Lesegesellschaft heute (Regional-) Kultur. Keine einfache Aufgabe. Hinweis: Heute Abend findet die HV der Lesegesellschaft mit kulturellem Teil statt. Mehr dazu finden Sie hier. Das neue Jahr begann für die Lesegesellschaft mit einem runden Geburtstag. Am 15. Januar wurde der Verein 180 Jahre alt. Gefeiert wurde mit der «NeujahrsTAT» in der Hechtremise. Rund 50 Meter entfernt von der Gaststube des ehemaligen Restaurants Hecht, in der die Gruppierung am 15. Januar 1843 gegründet worden war. Der Ort mag an die lange Geschichte der Lesegesellschaft erinnern, der Inhalt der Veranstaltung war aber repräsentativ für die heutige Bedeutung des Vereins. «Unsere Aufgabe ist die Förderung der Verbundenheit in der Gemeinde durch die Pflege kultureller Werte. Wir wollen den Kulturschaffenden eine Plattform und den Zuschauenden Unterhaltung bieten.» Daniel Ehrenzeller präsidiert die Lesegesellschaft seit zehn Jahren. Für ihn hat sich der Verein in die richtige Richtung entwickelt: «Politische Vereinigungen gibt es genug und ein reiner Beizen-Höck würde dem Dorf wenig bringen.» Die Abspaltung der Bibliothek bzw. deren Angliederung an die Gemeinde bezeichnet er als einen sinnvollen und richtigen Schritt – eine Erleichterung für beide Seiten. Trotz der zu erwartenden Abwanderung einiger Mitglieder. Das letzte bisschen «Lesen» Die ursprüngliche Idee der Lesegesellschaften war nicht die Unterhaltung, sondern die Belehrung. In den «Lesezirkeln» wurden politische Zeitungen und Magazine ausgetauscht und diskutiert. Im Verlauf des 20. Jahrhundert verwandelten sich diesen Gruppierungen entweder in politische Organisationen, Beizen-Runden oder eben Kulturveranstalter. Die Teufner Gesellschaft hatte bis vor Kurzem allerdings noch eine Zusatzaufgabe: die Bibliothek. «Das war eigentlich schon immer eher unpassend. Die Bibliothek ist ein Unternehmen, das eine entsprechende Führung benötigt. Ein Verein wie wir mit einer anderen Kernaufgabe eignet sich dafür nicht», sagt Daniel Ehrenzeller. Diese Ausgangssituation führte zur Erarbeitung der «Bibliothekstrategie 2025». Sie wurde im Jahr 2020 fertiggestellt und zeigt unter anderem auf: Die ideale Partnerin für die Bibliothek wäre eigentlich die Gemeinde. Inzwischen ist man zwei Schritte weiter. Erstens: Am 26. September 2021 sagte das Teufner Stimmvolk mit fast 61 Prozent «Ja» zu einer Erhöhung des Bibliothek- Globalkredits. Er kommt insbesondere den bis dahin unterbezahlten Mitarbeitenden zugut. Zweitens: Die Bibliothek ist nun Teil der Gemeinde und hat sich somit von der Lesegesellschaft gelöst. «Damit ist das letzte bisschen ‹Lesen› verschwunden. Aber ich sage an unseren Anlässen oft zu den Anwesenden: Wir sind die Auserlesenen.» Aus organisatorischer Sicht hat dieser Schritt für die Lesegesellschaft eigentlich nur positive Folgen. Denn sie muss sich nicht mehr um die Bibliothek «kümmern». Und deren Leiterin Karin Sutter verbleibt fürs Erste auch als Kassierin im Vorstand. Aber der Verein muss auch mit einem spürbaren Einschnitt bei den Mitgliederzahlen rechnen. Der Grund: Wer bis anhin Teil der Lesegesellschaft war, sparte sich damit die Kosten für die Bibliotheks- Mitgliedschaft. Der Beitrag der Lesegesellschaft beträgt nun zwar nur noch 30 statt 40 Franken – die Bibliothek-Nutzung muss aber von jetzt an separat bezahlt werden. Das sind noch einmal 30 Franken. Dazu die Leiterin Karin Sutter: «Aus buchhalterischer Sicht ist diese Regelung deutlich sinnvoller. Das Geld ist von Anfang an dort, wo es hingehört. Und das Medienangebot, das einem für die 30 Franken zur Verfügung steht, ist attraktiv und umfangreich – physisch und digital.» Und was sagt die Lesegesellschaft? «Ich bin überzeugt, dass die meisten unserer Mitglieder vor allem wegen der Kultur bei uns sind. Sie werden auch ohne Bibliothek bleiben.» Stadtnähe: Chance oder Risiko? Die Vielfalt der Lesegesellschaft-Anlässe ist gross: Konzerte, Lesungen, (Tisch-)Theater- Aufführungen, Foto-Kurse («NeujahrsTat» mit Martin Benz), Kabarett und Kulturreisen. Wie schwierig ist es, die nötigen Besucherzahlen dafür zu mobilisieren? «Unser Vorteil ist die Regionalität. Das zieht zum Glück nach wie vor viele Interessierte an», sagt Daniel Ehrenzeller. Die Nähe zur Stadt bezeichnet er in diesem Kontext sogar eher als Chance statt Risiko. «Dort sieht man die ‹bekannteren› Kunstschaffenden. Bei uns sind es eher aufkommende Talente – oder Geheimtipps.» Er zweifelt deshalb auch nicht am längerfristigen Weiterbestehen der Lesegesellschaft als regionale Kulturveranstalterin. Seine Zeit als Präsident wird wohl aber bald zu Ende gehen: «Ich hoffe, dass wir im Verlauf des Jahres eine passende Nachfolge finden. Glücklicherweise haben wir einen tollen und motivierten Vorstand.» tiz

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