Bruno Mösli: Der Wächter des Wassers

07.08.2013 | Erika Preisig-Studach
Wasserversorgung
Die Wächter des Teufner Wassers: Bully Mösli (Mitte) mit seinen Mitarbeitern Thomas Oehri (links) und Roger Schmid. Fotos: Erika Preisig

Interview: Erika Preisig

Die Wächter des Teufner Wassers: Bully Mösli (Mitte) mit seinen Mitarbeitern Thomas Oehri (links) und Roger Schmid. Fotos: Erika Preisig
Die Wächter des Teufner Wassers: Bully Mösli (Mitte) mit seinen Mitarbeitern Thomas Oehri (links) und Roger Schmid. Fotos: ep

Zum Jubiläum der Regionalen Wasserversorgung Mittelland (RWAM) sprachen wir mit Bruno «Bully» Mösli, seit 1996 Chef der Wasserversorgung. Und sollte das alles etwas gar trocken sein, servieren wir dazu «Wasser ab de Röhre» aus den sieben Trinkwasserbrunnen unserer Gemeinde.

Bully Mösli, was tun Sie an einem ganz normalen Arbeitstag?
Wenn es diesen überhaupt noch gibt, beginnt er am PC mit der Kontrolle des Leitsystems, das uns genau informiert, ob alle Zuleitungen funktionieren und die Reservoire voll sind. Der grösste Teil unserer Arbeit findet jedoch draussen statt und besteht im Ersetzen von Wasserleitungen. Unser Team verlegt alle Leitungen bis zum Wasserzähler im Haus eigenhändig. Sie können sich vorstellen, dass wir bei diesem Bauboom momentan alle Hände voll zu tun haben. Im Jahr sind das etwa 1–1,5 km neue Hauptleitungsrohre.

Dann trifft man Sie in den Baugruben an?
Nur wenn Not am Manne ist. Meine Aufgabe besteht darin, die Vorarbeiten zu leisten. Oft führen die zu ersetzenden Leitungen nämlich durch private Grundstücke. Das verursacht für den Besitzer einige Umtriebe. Keiner liebt es, in seinem liebevoll gepflegten Garten eine Baustelle zu haben. Oft müssen auch Bäume gefällt werden. Da ist Verhandlungsgeschick und Diplomatie gefragt.

Brunnen Schlipf
Trinkbrunnen Schlipf

Was geschieht, wenn ein grosser Wasserverlust festgestellt wird?

Wenn irgendwo eine Leitung gebrochen ist, bedeutet das einen enormen Wasserverlust. Das ist der Grund, weshalb wir Tag und Nacht erreichbar sein müssen. In Kürze leert sich das Reservoir, und oft werden Keller überschwemmt. Da muss man rasch handeln. Noch schlimmer ist es, wenn wir einen ausserordentlichen Wasserabgang feststellen, jedoch nicht wissen, wo genau im Labyrinth der Leitungen das Leck ist. Eine Detektivarbeit. Deshalb sind wir froh um jeden Hinweis aus der Bevölkerung.

Brunnen Schulanl. NT
Trinkbrunnen Schulanlage Niederteufen

Hatten die starken Regenfälle Ende Mai Einfluss auf die Wasserqualität?
Nein, zum Glück nicht. Wenn die Qualität des Rohwassers (Quellen) bei starken Regenfällen vorübergehend mangelhaft ist, reagiert unser Betriebssystem und wir entscheiden von Fall zu Fall. Dann stellen wir um auf unsere Zulieferanten.

Verbrauchen wir zuviel Wasser?
Auch das kann ich verneinen. Der Wasserkonsum ist seit Jahren konstant. Zwar verbrauchen wir immer mehr Wasser, doch dank neuer Technologien wie den Spareinsätzen bei Hahnen und Brausen, den Dampfgeräten (anstelle von Schläuchen), oder den WC-Spülungen mit grosser und kleiner Spültaste wird der Mehrkonsum wieder ausgeglichen. 2012 verringerte sich der Verbrauch gegenüber dem Vorjahr sogar um 7 Liter auf 179 Liter pro Kopf und Tag.

Trinkbrunnen Spielplatz Landhaus
Trinkbrunnen Spielplatz Landhaus

Woher kommt das Tüüfner Wasser?
2012 deckten unsere eigenen Quellgebiete Sommerhütten und Wetti 2/3 unseres Bedarfs. Das restliche Drittel war Bodenseewasser von der Regionalen Wasserversorgung St.Gallen RWSG (seit 1957) und der Regionalen Wasserversorgung Mittelland RWAM (seit 1995), also von der Feuerschaugemeinde Appenzell.

Fliesst überall das gleiche Wasser aus der Röhre?
Je nach Wohngebiet konsumieren wir unterschiedliches Wasser. Kurz gesagt trinken die Einwohner im Osten (Tobel, Vorderhaus) und im Westen (Lustmühle und Niederteufen) das Wasser ihrer Quellgebiete Wetti und Sommerhütten. Im Dorfzentrum konsumieren wir eine Mischung aus Quell-, Bodensee- und RWAM-Wasser.

Brunnen Hecht
Trinkbrunnen Hecht

Spürt der Konsument einen Unterschied?
Im Gebiet Lustmühle, wo man reines Quellwasser trinkt, gibt es einige Leute, die füllen ihre Wasserflaschen, bevor sie zur Arbeit nach St.Gallen fahren. Sie finden, das Bodenseewasser in der Stadt könne man nicht trinken.

Hat unsere Gemeinde die Wasserversorgung im Griff?
Ja, das kann man wohl sagen. Ich finde, es war eine kluge Entscheidung der Gemeinde, den Ausbau der eigenen Quellgebiete zu fördern. Was immer geschieht, wir könnten uns im Notfall mit Sparmassnahmen ohne fremde Hilfe «über Wasser halten», allerdings mit Qualitätseinbussen. Trotzdem musste nach einem zusätzlichen Lieferanten Ausschau gehalten werden. Bereits in den 1970er Jahren musste bei Trockenheit zum Wassersparen aufgerufen werden. Denn die Wasserversorgung St.Gallen stiess schon damals an ihre Kapazitätsgrenzen. Mein Vorgänger Walter Hohl kämpfte sehr lange und sehr intensiv, bis dann endlich die Appenzell-Mittelländer Lösung zustande kam. Der Jahrhundertsommer 2003 demonstrierte diese Notwendigkeit aufs Eindrücklichste. Wir bezogen wegen der grossen Trockenheit die doppelte Menge Fremdwasser.

Dorfbrunnen
Dorfbrunnen

In der Chronologie der Wasserversorgung steht: «1965, dritter vollamtlicher Mitarbeiter der Wasserversorgung.» Erstaunlich, noch immer sind Sie zu dritt!
Tatsächlich stossen wir allmählich an unsere Grenzen, denn der administrative Aufwand ist auch bei uns enorm angestiegen. Und wie ich schon sagte, die Bautätigkeit in unserer Gemeinde beschert uns schön viel Mehraufwand.

Und doch spürt man, dass Sie Ihre Arbeit lieben.
Oh ja. Vor allem freut es mich jeden Tag, dass wir ein so tolles Team sind. Wir arbeiten schon viele Jahre zusammen, kennen uns gut und unterstützen uns gegenseitig rund um die Uhr. Und der Arbeitsplatz bei der Gemeinde gefällt mir. Trotz vieler Herausforderungen schätze ich unsere Selbständigkeit innerhalb der Verwaltung.

Wissen Sie noch etwas Erfreuliches zu erzählen?
Wenn Schulklassen bei uns zu Besuch sind, stelle ich am Schluss immer die gleiche Frage: «Wer von euch trinkt zuhause Wasser ab de Röhre?» Vor einigen Jahren streckten noch ganz wenige die Hände hoch. Heute ist es die Mehrheit! Das freut mich sehr.

Was bedeutet das Wasser für Sie?
Schon immer fühlte ich mich mit dem Wasser verbunden. Das Plätschern des Brunnens Rastplatz Schlipf vor meinem Elternhaus in der Au (Lustmühle) hat mich durch meine Kindheit begleitet. Es war ein grosser Verlust für mich, als die Quelle später, infolge der Bauarbeiten für die Umfahrungsstrasse, zugeschüttet wurde und der Brunnen versiegte. Als Spätzünder lernte ich erst in der 6. Klasse bei Lehrer Jäger das Schwimmen. Dann aber war kein Halten mehr. «Wenn’s e chlii goot» und ein See, ein Bad, ein Fluss in Sicht ist, benutze ich die Gelegenheit, mich in dieses herrliche Element zu stürzen.

Weitere Infos zum Tüüfner Wasser unter Wasserversorgung Teufen.

Brunnen Sportanl. Landhaus                   Brunnen Rastplatz Landhaus

Trinkstellen Sportanlage Landhaus

Mehr zum Thema:

Dorfbrunnen

20 Jahre Regionale Wasserversorgung Mittelland

Das Jubiläum wird am 17. August gebührend gefeiert. weiterlesen…

 | 7. 08. 2013 | Gemeinde,NewsVeranstaltungen | Keine Kommentare |

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