


Pünktlich vor Ostern hat die Evangelische Kirchgemeinde Teufen zwei Videos auf ihren neugegründeten YouTube-Kanal gestellt: Je eine Andacht zu Karfreitag und Ostern. Wie fühlt sich das Predigen vor einer Kamera an? Die TP hat bei den Pfarrerinnen Andrea Anker und Verena Hubmann nachgefragt.
Kurzer Rückblick: Was war bei euch los, als Mitte März der Lockdown kam?
Die Nachricht hatte uns überrascht und anfangs ziemlich ins Strudeln gebracht. Wir steckten mitten in der Planung der nächsten Wochen und Monate. Das heisst Erwachsenenbildung, Konfirmation oder Osterfeier – um ein paar Beispiele zu nennen.
War euch von Anfang an klar, dass ihr alles absagen müsst?
Nein. In den ersten Tagen haben wir uns noch an die Hoffnung geklammert, dass wir wenigstens einen kleinen Teil doch noch durchführen können. Insbesondere bei den Konfirmationen. Nach und nach kam dann aber die Erkenntnis, dass das nicht funktionieren wird.
Wie habt ihr die Absagen kommuniziert?
Mit über 700 Briefen (lachen). Wir haben alle Mitglieder der Kirchgemeinde angeschrieben und bei dieser Gelegenheit auch gleich auf unsere Hilfsangebote hingewiesen – zum Beispiel auf den Einkaufsdienst, für den sich vor allem unsere Sozialdiakonin und unsere Mesmerin engagieren.
Bei der Konfirmation ist die Situation besonders schwierig. Was ist da der Plan?
Die Konfirmanden und Konfirmandinnen wurden mit einem zusätzlichen Schreiben darüber informiert, dass die Konfirmation voraussichtlich auf Ende Juni verschoben wird. Wir hoffen, dass wir sie dann durchführen können.
Viele Angehörige der sogenannten Risikogruppe haben eine enge Beziehung zur Kirche. Könnt ihr zu ihnen noch einen persönlichen Kontakt pflegen?
Nein, wir halten uns streng an die Vorschriften des BAG. Aber natürlich wollten wir sie in dieser schwierigen Zeit auch nicht allein lassen. Also haben wir eine Liste mit unseren Mitgliedern im Alter von über 65 Jahren erstellt – sie ist 35 Seiten lang. Wir nehmen nun mit allen von ihnen systematisch telefonischen Kontakt auf. Wer will, darf gerne mit uns reden.
Das betrifft also auch Menschen, die sonst eher selten in die Kirche kommen?
Wir haben uns bewusst dafür entschieden, allen von uns aus anzurufen und nicht auf ihre Kontaktaufnahme zu warten. Natürlich muss niemand mit uns reden, wenn er nicht will. Aber es ist uns wichtig, dass wir unseren Support jedem und jeder angeboten haben.
Ich kann mir vorstellen, dass so auch längere Telefongespräch entstehen.
Auf jeden Fall. Es ist eine dankbare und schöne Aufgabe. Wir haben schon sehr viele, sehr schöne Gespräche geführt. Und manchmal dauert es auch etwas länger – bis zu einer Stunde.
Wie kommt unsere ältere Bevölkerung mit der Situation zurecht?
Im Allgemeinen sehr gut. Sie wirken gefestigt und munter. Sie haben ja auch ein Leben lang geübt, mit herausfordernden Situationen zurecht zu kommen und das Beste aus allem zu machen. Es ist wohl eher die jüngere Bevölkerung, die unter den Massnahmen leidet. Denn sie sind nun mit vielen neuen Aufgaben und Sorgen konfrontiert. Sei es nun das durchgehende Hüten der Kinder, das Einkaufen für ältere Familienmitglieder oder die Angst vor finanziellen Einbussen.
Nun, morgen ist Karfreitag. Gestern habt ihr passend dazu zwei Video-Andachten auf euren neuen YouTube-Kanal gestellt. Wie kam es dazu?
Die Idee, eine Andacht oder einen Gottesdienst in dieser aussergewöhnlichen Zeit per Video zu übermitteln, stammt ja nicht per se von uns. Wir wurden aber vor zwei Wochen von einer Pfarrkollegin aus Speicher darauf aufmerksam gemacht, dass Damian Imhof («kurzschuss photography») aus Speicher durchaus bereit wäre, solche Aufnahmen zu machen. Daraufhin beschlossen wir, die Sache anzugehen.
Und wann wurde gefilmt?
Am Mittwoch vor einer Woche. Wir haben gleich beide Andachten zusammen aufgenommen. Deswegen und aufgrund der aufwändigen technischen Installation (inkl. Drohnen-Aufnahmen) hat das Ganze mehrere Stunden gedauert. Eine besondere Herausforderung war das Orgelspiel.
Warum das?
Weil unsere Organistin Andrea Jäckle in Singen in Deutschland wohnt. Da die Grenzen geschlossen sind, braucht sie für den Grenzübergang eine spezielle Grenzgängerbewilligung sowie eine Bestätigung unserer Kirchgemeinde als ihrer Arbeitgeberin. Zum Glück hat dann aber alles geklappt.
Und wie hat sich das Predigen in eine Kamera angefühlt?
Sehr ungewohnt. Insbesondere das freie Reden war eine Herausforderung. Wir hatten natürlich wie immer unseren Text vor uns, mussten aber versuchen, stets in die Kamera zu schauen. Was geholfen hat, ist die Vorstellung, dass hinter der Linse die versammelte Gemeinde sitzt.
Und wie zufrieden seid ihr mit eurer Perfomance?
Die technische Umsetzung des Videos gefällt uns sehr. Das gilt für Ton, Schnitt und Bild. Aber natürlich fallen einem beim Betrachten des Films sofort einige Aspekte auf, die man beim nächsten Mal anders machen würde.
Beim nächsten Mal?
Wir haben vor, in den kommenden Monaten alle zwei Wochen einen Film auf unseren YouTube-Kanal zu stellen. Denn wir vermuten, dass – auch wenn die Massnahmen bald gelockert würden – die Angehörigen der Risikogruppe nicht sofort wieder in die Kirche kommen können. Und gleichzeitig überlegen wir uns, den Kanal auch für zukünftige Projekte zu nutzen. tiz
Angebot der Evangelischen Kirche
Video-Andachten:
Hier finden die zum morgigen Karfreitag …
… und hier das Video zu Ostern.
Kirche
Grundätzlich ist die Kirche offen und lädt zum Gebet oder einem Moment der Stille an.
Einkaufsdienst
Bei Bedarf kontaktieren Sie unsere Sozialdiakonin Brigitte Heule unter 079 885 76 44 oder brigitte.heule@ref-teufen.ch.
Ein offenes Ohr …
… haben für Sie unsere beiden Pfarrerinnen. Melden Sie sich für ein seelsorgerliches Gespräch bei Andrea Anker (079 787 14 89, andrea.anker@ref-teufen.ch) oder Verena Hubmann (079 502 77 00, verena.hubmann@ref-teufen.ch).